Der Aufguß
Tommy's Saunainfo's
Allgemein:
Immer noch beliebt, auch im Mutterland der Sauna, Finnland, ist der sogenannte Aufguß. Dieser, welcher oftmals in öffentlichen Saunaanlagen sogar lautstark von den Saunagästen vom Saunameister gefordert wird, beruht eigentlich auf einem Mißverständnis.
Unmittelbar nach dem Aufguß meint der Saunainsasse mehr zu schwitzen. Das ist aber so nicht richtig, denn nicht die Saunatemperatur wird dadurch erhöht, sondern nur die Luftfeuchtigkeit in der Saunakabine. Durch den Aufguß wird ein zusätzlicher Wärmereiz gesetzt, der die Erwärmung des Körpers kurzfristig unterstützt. Aber auch nur kurzfristig, da die Holzwände der Kabine die Feuchtigkeit wieder sehr schnell aufnehmen und so das ursprüngliche Klima wieder hergestellt wird.
Das was man am Anfang für Schweiß hält ist aber in erster Linie Kondenswasser, die vermehrte Schweißbildung setzt erst später ein.
Ob ein Aufguß als zweckmäßig oder nicht zweckmäßig bezeichnet werden soll, möge jeder für sich entscheiden. Jedenfalls spielt ein Aufguß in einer öffentlichen Sauna eine sehr wichtige Rolle.
Er sorgt dafür, das sehr viele Saunabadende diesem Ereignis beiwohnen. Ein Aufguß wird, wenn er denn professionell durchgeführt wird, förmlich erwartet als auch geliebt, weil ein Saunagang dadurch seinen krönenden Abschluß findet. Viele Saunagäste wünschen daher auch, dass ein Aufguß, egal wer ihn durchführt, immer gleich ausgeführt wird ( RITUAL ). Deshalb ist es wichtig, dass das Saunapersonal diesem ungeschriebenen Gesetz folgt!! Aus diesem Grunde sollte ein sogenannter Aufgußplan erstellt werden, worin die Durchführung geregelt ist. Man sagt, dass der Aufguß die Identität der Sauna maßgeblich prägt.
Durchführung + Wirkung des Aufgusses:
Die Aufgußmenge richtet sich nach dem Volumen der Kabine. Dies entspricht einer Wasser- oder Aufgußmenge von ca. 10-15 g/m³. Um aus dem Aufguß etwas Besonderes zu machen, werden üblicherweise noch ätherische Öle ( Aufgußmittel ) beigegeben, wie z.B. Eukalyptus, Fichtennadel, Apfel oder auch Mischungen verschiedener Öle.
Man kann diese selbst herstellen, aber es empfiehlt sich fertige Mittel zu verwenden, da dort Dosierungshilfen gegeben werden. Ist nämlich eine Mischung zu stark, kann es bei unsachgemäßem Gebrauch zu gefährlichen Situationen kommen ( EXPLOSION ). Warum? Weil ätherische Öle leicht brennbar sind und deshalb nur verdünnt zu verwenden sind! Diese Öle haben allerdings keine besondere Wirkung, da die Mengen in denen sie verwendet werden verschwindend gering sind. Man benutzt sie quasi als Duftkosmetik.
Die Raumluft wird durch den Aufguß am stärksten im oberen Viertel des Raumes angefeuchtet, da der Dampf von den Ofensteinen dorthin zuerst aufsteigt. Diese verteilt sich mit langsamer Strömung (10-15 cm/s) in schichtweiser Bewegung auch nach unten. Mit dem sogenannten “WEDELN“ wird dieser Vorgang beschleunigt. Beim Wedeln bzw. Abschlagen gibt es viele Möglichkeiten, welche hier auch einmal gezeigt werden.
Nach ca. 5 min fällt die hohe Luftfeuchtigkeit durch Resorption der Holzbänke und -wände, aber auch durch Erneuerung der Luft durch die Lüftungsanlge auf die Ausgangswerte zurück. Dies entspricht bei einer 90°C-Sauna ungefähr 5-7% relative Luftfeuchtigkeit.
Entsprechend dem Anstieg der Luftfeuchte beim Aufguß steigt auch der Taupunkt an. Da der Dampf sich zuerst unter der Decke ausbreitet, kann der Taupunkt dort 50°C überschreiten. Dadurch wird sehr viel Wärme frei ( 25kJ/g Wasser ), außerdem wird die Hautkühlung durch Verdunstung plötzlich unterbrochen: man empfindet starke Wärme bzw. Hitze.
Grundsätze:
physikalischer Grundsatz: Verdunstung kühlt – Niederschlag wärmt
Die gewöhnliche Wirkung eines Aufgusses ist ein zusätzlicher Wärmereiz!
- Beim Niederschlag des Wasserdampfes auf der kühlen Haut des Badenden wird die Wärmeenergie wieder freigegeben, die bei der Verdunstung des Wassers auf den heißen Ofensteinen verbraucht wurde.
- Die kühlende Verdunstung des Schweißes auf der Haut und des Sekrets der Atemwegschleimhäute wird durch den plötzlichen Anstieg der Luftfeuchte im Saunaraum unterbrochen.
- Das Wedeln und Schlagen mit dem Saunatuch beim Aufguß reißt die in Ruhe 4-8mm starker Haftschicht - auch Isolierschicht - über der Haut des Badenden weg. Eine Verminderung der Wärmeübertragung auf die Haut findet dadurch nicht mehr statt.
Saunaaufgüsse nur vom Personal - Warum ??
Verkehrssicherungspflicht
- Der Saunabetreiber muß ausschließen, daß die Gäste durch einen überdosierten, unsachgemäßen Aufguß zu Schaden kommen ( § 823 BGB )
- Ein entsprechendes Hinweisschild soll nach Auffassung von Gerichten die Handhabung des Aufgusses durch das Personal unterstreichen.
Gästebetreuung
Für das Saunapersonal gibt es für Stammgäste - abgesehen von physiotherapeutischen und kosmetischen Dienstleistungen sowie Gastronomieangeboten- im Saunabetrieb nur wenigen Betreuungsmöglichkeiten. Persönliche Betreuung ist ein Hauptmerkmal kundenorientierter Dienstleistung.
Vermarktung
Gesundheitsorientierte, vielfältige und erlebnisreiche Aufgüsse können im Wettbewerb von Saunabädern Vorteile verschaffen. Die Kundenbindung und der Bekanntheitsgrad eines Saunabades können so verbessert werden.
Faustregel für die Durchführung eines Aufgusses:
Je mehr Insassen sich in der Kabine aufhalten, desto höher ist die Grundluftfeuchtigkeit in der Kabine, desto weniger Flüssigkeit wird auf die Löylysteine gegeben.
Wie gesagt kann ein Aufguß, wenn er denn richtig ausgeführt wird das Saunabaden bereichern.
Diverse Wedelhilfen, neben dem Handtuch (mehr Beispiele unter Galerie/Wedelhilfen)
Aber Vorsicht, es gibt auch Gefahren:
vor allem dann, wenn ein Aufguss nicht sachgemäß durchgeführt wird!
- Feuergefahr etc.
- Erstickunggefahr
- Allergiegefahr
- Gefahr von Hautreizungen
- Reizung der Schleimhäute und Augen bzw. Sensibilisierung
- Empfindungsstörungen der Saunagäste wie z.B. - Schüttelfrost